Freizeitkonzept für Groß und Klein
Ihr könnt euch ja gar nicht vorstellen, was gestern passiert ist.
Ich (Eva) bekam einen Anruf von meiner Schwester Franzi, die von ihrem Tag im Café erzählen wollte. So weit so normal. Ein bisschen ungewöhnlich wurde es dann aber doch.
Eine kranke Zwergziege namens Paula
Alles begann damit, dass Franzi, unsere Café-Managerin von einem Beerenland-Besucher angesprochen wurde, dass es einer unser Ziegen nicht gut ginge. Er sagte, sie mache seltsame Geräusche und verhalte sich seltsam. Es war der erste wirklich heiße Tag im Jahr, ca. 30 Grad. Franzi, gelernte Menschen- und Pferdephysiotherapeutin sah sich unsere Zwergziege Paula an und gab ihr Wasser und Heu. Sie fraß und trank ganz normal. Franzi überlegte, ob sie den Tierarzt holen sollte, entschied sich aber, noch ein wenig zu warten.
Nach fünf Minuten kam der Besucher erneut. Er meinte: „Ich will ja nix sagen, aber die Ziege macht so wie meine Frau, als sie unseren Sohn bekommen hat.“ Also ging Franzi wieder zum Ziegengehege. Die Ziege lag mittlerweile am Boden hinter dem Ziegenstall.
Oder doch nicht krank?
Franzi war sofort klar, dass die Ziege tragend sein musste und gerade in den Wehen lag. Die Fruchtblase war bereits geplatzt und ein kleiner Ziegenfuß schaute heraus. Einen Tierarzt holen kam nicht mehr infrage, alles musste jetzt sehr schnell gehen. Franzi rief unseren Mitarbeiter Tibi an, der in Rumänien jahrelang mit Ziegen und Kühen gearbeitet hatte. Er war aber in Neuses, also ca. eine Viertelstunde entfernt. Genauso wie unser Obstbauer Martin, der während der Meisterschule auch ein bisschen in Unterricht in Schwein und Kuh gehabt hatte.
Plötzlich Hebamme
Franzi war also zusammen mit unserer Mitarbeiterin Nadia auf sich alleine gestellt. Unsere Ziege Paula schrie und presste und Franzi blieb nichts mehr übrig, als zu handeln. Das Ziegenbaby wollte jetzt auf die Welt kommen.
Sie legte das zweite Vorderbein der Ziege frei und zog daran, es tat sich aber nichts. Dann kam ihr Physiowissen zum Einsatz: Das Becken liegt beim Pferd oben. Bei der Ziege also auch. Durch das Becken kann die Ziege nicht durch. Also muss man nach unten ziehen. Sie ertastete den Kopf der kleinen Ziege (O-Ton Franzi: „Da war was Matschiges: Das muss das Auge sein“) und drückte ihn leicht nach unten.
Und plötzlich kam da ein Ziegenkopf heraus. Die Zunge der kleinen Ziege hing ihr aus dem Maul und sie hatte die Augen geschlossen. Franzi dachte: „Totgeburt. Ich muss die Mutter retten“ und zog fester. Und dann plumpste die kleine Ziege heraus. Nadia weinte und konnte gar nicht hinsehen. Franzi befreite die Ziege von der Schleimhaut. Die Babyziege lag da und regte sich nicht.
Eine Sekunde lang waren alle wie erstarrt. Es herrschte absolute Stille.
Und plötzlich hörte man ein kleines, hohes, forderndes Meckern. Die Ziege öffnete ihre Augen und sah sich in der Welt um. Nadia konnte es gar nicht fassen und rief mit Tränen in den Augen: „Franzi, ein Baby!“. Franzi legte die kleine Ziege an die Zitzen ihrer Mama, wo sie anfing zu trinken. Sie stellte sich wacklig auf die Beine und die Mama-Ziege Paula leckte sie liebevoll ab.
Unser kleiner David war geboren. David ist ein seltsamer Name für eine Ziege? Vielleicht. Wir haben die Babyziege nach unserem Beerenland-Besucher benannt, der so schnell erkannt hat, was los war. Mit Zweitnamen heißt sie aber auf jeden Fall Franzi, nach ihrer Hebamme.
Franzi und ich hören auf zu telefonieren. Ich grinse ein bisschen in mich hinein. Ein ganz normaler Tag im Beerenland.